Garten

Nach einem langen Tag, war es schon sehr spät. Mit ihren Freundinnen ging sie durch den Wald, es fing an zu regnen. Auch war es schon richtig kalt geworden.

"Hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig bevor ein Gewitter kommt.", sagte sie zu Penelope.

Sie fingen schon an zu laufen, es dauerte nicht mehr lange bis sie bei der Pension waren.

Die anderen Mädels, Penelope und Valentina beeilten sich, dass sie nicht zu spät heimkehrten. Sie waren in den Wald gegangen und hatten Beeren und Pilze gesammelt. Ihre Gastmutter brauchte immer frisches Obst und war sehr froh, dass ihr die Mädchen dabei halfen. Mit ihrem Korb in der Hand und einem Tuch überm Kopf lief sie den anderen hinterher.

"Es ist nicht mehr so weit, aber es regnet ganz schön heftig", rief sie etwas lauter, denn es war nicht so einfach gegen den lauten regen zu sprechen.

Die dicken Tropfen schlugen überall auf und durchnässten alles, die Kleidung, die Haare und das Obst. Doch das war nicht so schlimm, wenn sie erst Zuhause war, würde Penelope sich frische Kleidung anziehen.

"So einen schlimmen Regen hatten wir schon lange nicht mehr", schrie eine der anderen.

"Aber trotzdem ist es schön", meinte sie und lachte etwas.

Jetzt hatten sie es wirklich nicht mehr weit.

"Siehst du das auch?", schrie sie zu ihrer Freundin.

Dort war jemand, aber sie wusste nicht genau ob sie sich täuschte, deshalb fragte sie nach.

"Stimmt, da ist ja wirklich jemand!", rief eine andere. "Wir sollten besser schnell weiter, wer weiß was das für einer ist."

Einige liefen schon weiter doch Valentina blieb stehen.

"Der sieht ziemlich unheimlich aus!", sagte sie und lief weiter. Sie kamen dann endlich an.

Nel, also Penelope, konnte sehen, dass er auch dort war, nur eben etwas weiter weg. Unter dem Dachvorsprung regnete es nicht und sie nahm ihr Tuch vom Kopf. Nun konnte sie ihn ein bisschen besser erkennen. Seine Kleidung war trotz des Regens durch und durch verschmutzt. Sein Bart sah nicht sehr gepflegt aus und freundlich gucken tat er auch nicht wirklich.

"Meine Güte sieht der gruselig aus, lasst uns schnell reingehen."

Luke war wirklich lange unterwegs gewesen und stapfte einfach durch den Regen, als würde er ihm nicht viel ausmachen. Er konnte nun, da er schon nah war, einen Tempel sehen. Zeitgleich liefen ein bisschen weiter entfernt von ihm ein paar Frauen schnell in die selbe Richtung zu denen er auch hinsah. Doch erkennen konnte er niemanden aus der Entfernung und bei dem starken Regen.

Er erreichte nun das Gebäude, zu dem auch die anderen gekommen waren und blieb stehen. Er hatte eigentlich gehofft, dass er alleine sein würde.

"Ich komm gleich nach.", rief sie den anderen zu und sah zu dem Mann.

Wenn sie ehrlich war, sah er extrem unheimlich aus, doch sie wollte ihm eine Chance geben und ihm helfen. Sie fand jeder hatte es verdient ihn gut zu behandeln, egal wie er aussah oder wie unheimlich er war. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, denn sie hatte und ging auf ihn zu. Valentina hatte wirklich Angst, aber vielleicht war er ja ganz nett. Freundlich sah er zwar nicht aus, aber sie wollte es probieren.

"Guten Abend. Kann ich ihnen helfen?", fragte sie vorsichtig.

Luke beobachtete sie ein wenig und wusste genau, dass sie über ihn sprachen. Doch das störte ihn nicht. Gerade deshalb wunderte es ihn, dass eine von ihnen zu ihm kam und fragte, ob sie ihm helfen konnte.

"Ich brauche etwas zu Essen", sagte er zu ihr und das war auch schon alles, was er redete.

Die Mädels gingen rein, doch Valentina machte genau das Gegenteil, sie ging zu dem Mann hin.

"Valentina, was machst du da? Kommt wieder her!"

Nel blieb draußen stehen, falls der Mann etwas tat. Sie beobachtete die beiden. Viel zu reden schien er nicht gerade.

"Ich kann Euch was zu Essen machen. Und natürlich haben wir auch trockene Sachen.", sagte sie ihm freundlich und versuchte nicht so verkrampft zu lächeln. Mit so einer kurzen Antwort hatte sie nicht gerechnet.

Der scheint nicht so viel reden zu wollen. Bestimmt will er nur seine Ruhe und nicht gestört werden.

Sie drehte sich zu ihrer Freundin um. Schön langsam war ihr richtig kalt, denn ihre Sachen waren pitschnass, deshalb fing sie an zu frieren. Der Wind wurde auch immer kälter.

"Er braucht doch nur etwas zu essen.", erklärte sie ihr etwas lauter.

Damit hätte er nicht gerechnet, dass sie gleich anbot ihm etwas zu kochen, aber er nahm es gerne an. Mit einem Nicken machte er ihr verständlich, dass er das Angebot gerne annahm, etwas zu Essen zu bekommen und frische Kleidung.

Jetzt wartete er darauf, dass sie voranging.

Was denkt sie sich nur dabei?

Nel sah, dass die beiden reingehen wollten und ging schon voran. Valentina hatte gesagt, dass er nur Essen brauchte. Da sie von ihrer Gastmutter so erzogen waren, ging sie hinein und gab ihr Bescheid.

Nachdem das geklärt war, gingen sie rein.

Luke duschte und rasierte sich, das tat ihm sehr gut. Danach ging er raus, nun regnete es nicht mehr, aber es war ein bisschen nebelig. Etwas müde und doch gestärkt stellte er sich in die Nähe von dem Kirchbaum, es war noch hell genug, dass man sehen konnte, wie schön der Baum blühte.

Valentine ging gleich nach dem Essen raus um Luke zu suchen, denn die anderen hatten ihr gesagt, er wäre im Garten. Ihr war jetzt eingefallen, dass sie ihn kennt. Der Bart war nur im Weg, deshalb hatte sie ihn nicht gleich erkannt.

Aufgeregt ging sie zu ihm hin. Die Art von ihm kam ihr so bekannt vor, nur hatte sie nicht so einen tollen Oberkörper in Erinnerung.

Jetzt stand sie vor ihm, aber sie brachte keinen Ton heraus.

Was soll ich sagen? Er weiß bestimmt nicht wer ich bin.

Er war in Gedanken versunken, da kam Valentina zu ihm, doch sie sagte nichts. Luke drehte sich zu ihr um.

"Das war sehr freundlich von dir, dass du mir etwas zu Essen angeboten hast, Valentina", sprach er sie an.

Sie hatte ihm nie ihren Namen verraten.

Jetzt konnte sie sein Gesicht besser sehen, da sein Bart ab war. Luke hatte sich richtig verändert, doch ins positive fand sie. Valentina schluckte.

"Du weißt wer ich bin?", fragte sie fassungslos und fing an richtig zu strahlen.



Es ist schon lange her. Wie kann er das noch wissen? Oder hat ihm jemand meinem Namen vorher gesagt oder hat er ihn mitbekommen?

Er bemerkte ihr Lächeln, wusste sie also auch, wer er war?

"Wie könnte ich dein Gesicht denn je vergessen?", fragte er sie und lächelte auch.



Luke wollte sie aber nicht umarmen, denn das wäre doch etwas merkwürdig, immerhin waren 16 Jahre vergangen, seitdem sie sich das letzte mal gesehen hatten. Er konnte sich genau daran erinnern, sie war erst 7 Jahre als, als das war und sie hatte sehr geweint. Immerhin war er wie ihr Bruder gewesen, hatte immer auf sie aufgepasst und dafür gesorgt, dass sie nie mitbekam, wenn ihre Eltern stritten.

"Luke..", beendete sie ihren Satz. "Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen. Wie kommst du hier her?", fragte sie ihn interessiert.

Valentina hätte ihn jetzt am liebsten umarmt doch das traute sie sich doch nicht, denn jetzt war er so männlich und sie wollte nicht so kindlich wirken.

"Vorher habe ich dich nicht erkannt. Dein Bart hat dich richtig getarnt, das bin ich nicht gewohnt.", sagte sie und lächelte.

Nie im Leben hätte sie geträumt Luke wieder zu sehen. Den dieser Ort hier war sehr abgelegen.

"Genauso wenig habe ich damit gerechnet dich hier zu sehen. Oder jemals wieder... Ich bin unterwegs gewesen, seit ein paar Tagen durchquere ich dieses Gebirge auf der Suche nach einer Unterkunft", erzählte er ihr, "Dich habe ich sofort erkannt, doch ich wusste nicht, ob du mich erkennen würdest, deshalb habe ich nichts gesagt."

Er freute sich so sehr, dass er sie wirklich aus reinem Zufall gefunden hatte. Dabei war er nicht einmal auf der Suche nach ihr gewesen. Es überstieg all seine Hoffnungen. Doch wollte er gar nicht lange bleiben. Luke hatte nicht vorgehabt hier zu bleiben, was sollte er jetzt machen? Sie war ihm immer wie eine Schwester gewesen, da konnte er jetzt nicht einfach wieder gehen.

"Als ich 19 wurde, bin ich zurückgekommen und wollte deine Familie besuchen, doch die früher so lebhafte Straße war nur noch leer und ganz ruhig. Ein paar Menschen waren noch dort, aber keine Familien mehr. Was ist in den drei Jahren damals passiert?", fragte er sie.

"Mein Vater hat uns verlassen, wenn wundert es? Sie haben nur noch mehr geschrien. Deshalb floh Mutter mit mir. Nach einiger Zeit lernte sie jemand neues kennen, dann schickte sie mich hierher, weil sie mit ihm eine neue Familie gründen wollte und ich erinnerte sie immer an Dad und das wollte sie nicht mehr. Jetzt bin ich eben hier. Aber warum die gante Straße leer war, weiß ich nicht. Ich war nie wieder dort.", erzählte sie ihm traurig.

In ihr war nur noch mehr leere, wenn es um ihre leibliche Familie ging.

"Und wieso bist du auf reisen? Einfach nur so?", fragte sie ihn.

Er legte seine Stirn in Falten, da er sehr überrascht war von dem, was sie erzählt hatte.

"Deine Mum hat dich einfach weggeschickt? Das ist ja unmenschlich!", sagte er und sah sie an, "Nachdem meine Verlobte damals gestorben ist, wollte ich einfach herausfinden wer ich bin."

Für sie war es besser, wenn er nicht viel darüber erzählte, was er alles durchgemacht hatte. Die Lehre bei den Shaolin war sehr grausam gewesen, doch er lernte sehr viel bei ihnen.

"Aber ich bin ziemlich rumgekommen, ohne Geld. Zuerst war ich in Europa, dann in Asien. Ein paar afrikanische Länder habe ich auch durchstreift und bin dann mit dem Schiff zurück nach Amerika gekommen."

Dort hatte er die Lehre beendet die er in Asien begonnen hatte. Deshalb war er dort in dem Gebirge unterwegs gewesen. Danach wollte er nach Südamerika und Australien. Luke hatte gelernt zu überleben, darin war er sehr gut.

"Und was ist mit den anderen Mädchen? Wurden die auch alle hier einfach hingeschickt oder gibt es für sie andere Gründe?"

"Ja, sie ist auch unmenschlich geworden.", sagte sie. "Wenigstens hat sie mich nicht gleich umgebracht wie andere Mütter ihre Kinder."

Dann erzählte er ihr, dass er eine Verlobte hatte, die aber verstarb.

Was? Er war schon verlobt? Kein Wunder wie gut er aussieht.

"Das tut mir echt Leid, das mit deiner Verlobten.", meinte sie aufrichtig. "Wow, du bist echt viel gereist. Und weißt du schon, wer du jetzt bist?"

Valentina sah sich um und dann wieder zu ihm. "Manche hatten andere Gründe. Besser du fragst die Mädchen selber, ich will nicht das jemand auf mich sauer wird."

"Ich muss jetzt rein, weil ich noch abwaschen muss. Die Gastmutter gibt mir sonst eine Sonderaufgabe die ich heute nicht mehr unbedingt erledigen will."



Schüchtern lächelte sie ihn an und ging.

"Wir können ja nachher darüber reden", sagte er, weil Valentina wieder hineingehen musste.

Er blieb noch eine Zeit lang draußen, dann wurde es aber immer kälter und dunkler, da machte er sich auch auf den Weg nach drinnen.

-Schlafraum der Mädels-

Luke ging hier her nachdem er Valentina ins Bett gelegt hatte und arbeitete etwas bei den Bäumen. Es gab dort wirklich sehr viel Arbeit zu erledigen.