Wohnzimmer

"Du kannst dich gerne setzten.", sagte sie und holte ihm schnell einen Kakao.

Im Wohnzimmer war der Kamin schon angeheizt, deswegen war es angenehm warm im Raum. Zuvor hatte sich Lydia Gossip Girl angesehen und darum lief der Fernseher noch.

Langsam servierte sie seine heiße Schokolade und stellte diese auf den Tisch, der hinter dem Sofa war. Erst wollte sie ihn darauf hinweisen, dass die Schokolade heiß war, aber das musste doch klar sein.

"Wir haben unseren Tisch nach hinten gestellt, weil wir gerne unsere Füße hochlagern. Also naja, eigentlich nur ich, weil meine Eltern so selten zu Hause sind."

Sie setzte sich und sah auf die Uhr.

Komisch wo bleibt sie nur?

Stiles setzte sich hin und sah sich um. Dann kam Lydia kurze Zeit später mit dem Kakao wieder und stellte ihn am Tisch ab. Gut dass er so lange Finger hatte und da leicht dran kam. Er nahm sich die Tasse und nippte ein wenig daran, um zu testen, wie heiß er war.

"Der ist ja richtig heiß!", meinte er und stellte ihn wieder zurück, "Da muss ich noch warten, bis ich ihn trinken kann, aber danke dafür."

Er war gerade sehr abgelenkt, weil er über Clary nachdachte. Er erinnerte sich daran, dass sie zu Beginn des Schuljahres noch nicht so war, sie kam dann ja erst in die Klasse, weil sie vorher gearbeitet hatte. Normalerweise wäre sie eine Klasse über ihnen, aber dennoch war sie jünger.

Erst jetzt fielen ihr seine langen Finger auf. Normalerweise achtete sie sehr auf solche Sachen, aber bei Stiles irgendwie nicht.

"Stiles? Ist alles okay?"

Lydia war es gar nicht gewohnt das er so abwesend war.

Wo bleibt sie nur?

"Oh, ja alles ok. Ich habe gerade nur nachgedacht. Findest du auch, dass Clary sich in dem einen Jahr so verändert hat?", fragte er sie.

Dann nahm er seinen Kakao wieder und trank jetzt einen Schluck davon.

Er fragte sich, wann Allison kam. Lydia hatte ja schon auf sie gewartet, wie es aussah. Ob es ihr nichts ausmachte, dass er noch da war, wenn ihre Freundin vielleicht bald kam?

"Ja schon, aber warum interessiert dich das? Magst du sie?", fragte sie und grinste.

Lydia war der Meinung Stiles würde sie mögen, warum würde er sich sonst so viele Gedanken machen?

Dann vibrierte ihr Handy und sie sah auf den Display.

"Toll, sie kommt heute nicht mehr.", meinte sie und legte verärgert ihr Handy weg.

Wo soll ich dann schlafen?

Stiles dachte, er höre nicht richtig, deshalb musste er etwas lachen.



"Was? Nein. Aber sie kommt mir so komisch vor in den letzten Monaten. Würdest du es schlimm finden, wenn ich sie mögen würde?", fragte er und sah sie an. Doch sie bekam gerade von Allison eine Absage.

"Ich kann gerne noch bleiben, wenn du Gesellschaft brauchst", bot er ihr an.

"Nein, überhaupt nicht.", sagte sie und versuchte es ernst rüberzubringen.

Sie hoffte nur es würde klappen.

"Du musst so oder so noch deine heiße Schokolade austrinken.", meinte sie und lächelte.

Soll ich bei einem Sportler übernachten? Aber dann habe ich wieder null schlaf, weil wir ständig beschäftigt sind.

"Bestimmt hat sie gerade so eine Phase, die hat jeder."

"Ich habe heute sowieso nichts mehr vor", meinte er noch und hörte dann, was sie wegen Clary sagte, "Du hattest sie nicht."

Stiles kannte sie ja schon länger und ihm war so etwas bei ihr nie aufgefallen.

"Soll ich hier bleiben? Ich kann ja hier auf dem Sofa schlafen, wenn du dich dann sicherer fühlst."

"Wer weiß, vielleicht kommt sie ja noch.", meinte sie und schaltet endlich den Fernseher aus.

Er kann nicht wieder hier schlafen. Bestimmt denkt er ich bekomme gar nichts auf die Reihe.

"Nein, ist schon okay.", sagte sie und lächelte ihn an.

Lieber wäre es mir schon, aber ich kann ihn nicht ständig um Hilfe bitten.

"Ok."

Er sah zu ihr und trank dann aus seiner Tasse. Er ließ sich Zeit, er konnte es nicht richtig einschätzen, ob sie wollte, dass er bleibt, oder nicht. Denn die letzten zwei Nächte war sie auch nicht alleine gewesen.

"Logan steht total auf Clary!", sagte er, um das Thema noch einmal aufzugreifen.

"Was? Ehrlich?", fragte sie und fing richtig an zu lachen, damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet.



"Das hätte ich nicht nie im Leben herausgefunden.", sagte sie und beruhigte sich wieder.

Plötzlich hörte sie draußen ein lautes Geräusch und es wurde ihr ganz mulmig dabei.

"Kannst du doch hier schlafen?" fragte sie ihn und rückte ein Stück näher zu ihm.

"Ja, er sieht offensichtlich etwas in ihr, was sonst niemand sieht", meinte er und redete irgendwie auch von sich selbst. So wie sie lachte, fand er sie perfekt, es sah einfach so unbeschreiblich schön aus.

Auch er konnte das Geräusch hören, das von draußen kam und sofort fragte sie ihn, ob er doch dort schlafen konnte.

"Natürlich, das habe ich ja angeboten. Hast du zufällig einen Baseballschläger?", fragte er sie. Zur Sicherheit, er war ja nicht der Stärkste.

"Ja, im Keller. Aber sollen wir wirklich wegen dem Baseballschläger nach unten gehen?", fragte sie ihn.

Sie fand den Keller am Tag schon sehr gruselig und wenn sie jetzt nach unten gingen würde sie wahrscheinlich bei seinem Arm festhalten.

Schlagartig hörte sie wieder das Geräusch und packte ihm am Arm.

"Wir holen sofort den Baseballschläger.", sagte sie und schleifte ihn mit in den Keller.

Die beiden kamen her, er stellte das Auto in der Auffahrt ab und dann gingen sie rein. Es war nicht mehr zu erkennen, dass hier etwas passiert war. Das einzige, was ihm auffiel war, dass seine Tasse mit der heißen Schokolade, die er nicht ausgetrunken hatte, noch dort stand, wo er sie abgestellt hatte und die Kellertür stand offen.

"Ein Schattenwandler, hast du das schon einmal gehört?", fragte er sie und sah zur Treppe, "Sollen wir hochgehen? Oder willst du deinen Laptop holen? Dann können wir besser schauen, ob es noch mehr darüber zu lesen gibt."

"Ja, ich habe davon schon einmal gehört, aber ich habe gedacht so etwas wäre nur ein Märchen. Was ich weiß können sie nur im dunkeln raus."

Lydia nickte und ging schnell nach oben und holte ihren Laptop. Als sie wieder unten war schaltete sie ihn ein und stellte ihn auf den Tisch.

"Wenn du Hunger oder Durst hast, musst du es mir nur sagen."

Nachdem der Laptop hochgefahren war, setzte sie sich gespannt hin und gab Schattenwandler ein.

"Vielleicht haben ja auch die ungelösten Fälle mit ihm zu tun, oder mit anderen... Wesen. Wenn es so etwas gibt, dann gibt es doch bestimmt auch noch andere."

Stiles sah sie an, er wollte nicht, dass sie verletzt wurde, egal von wem.



Plötzlich kam ihm ein Gedanke in den Sinn und er kam ein paar Schritte auf sie zu.

"Hast du Mehl?", fragte er sie, "Wenn er unsichtbar ist, ist er ja trotzdem da, also kann man ihn sichtbar machen."

"Wenn es einen unsichtbaren gibt? Dann gibt es bestimmt noch andere Wesen. Werwölfe, Hexen,..", sie beendete den Satz und sah zu ihm als er eine Idee bekam.

Mehl? Keine Ahnung ich backe nicht sehr oft.

"Kann sein, aber soll ich jetzt mit Mehl herumlaufen?", fragte sie ihn.

Es war eine gute Idee, aber sie wollte nicht auf diesen Schattenwandler warten.

"Und wenn ich ihn sehe? Ich komm sicher nicht gegen ihn an."

Lydia hatte Recht mit ihren Argumenten, obwohl es eine gute Idee war, konnte sie es kaum umsetzen.

"Du hast Recht. Ja, stimmt, so weit habe ich nicht gedacht. Wir müssen doch irgendwas im Internet darüber finden. Wenn es wirklich solche Gestalten gibt, wie man sie nur aus Filmen kennt oder aus Geschichten, dass gibt es doch sicher auch etwas, mit dem man sie aufhalten kann. Das ist doch immer so."

Stiles ging erst einen Schritt Richtung Küche und dann drehte er sich wieder um zu ihr.

"Lass mich mal", sagte er und schob den Laptop zu sich hin.

Er tippte ein paar Sachen ein und dann noch mehr.

"Da muss es doch etwas geben. Werwölfe... Vampire... Eisenhut... Eisenkraut. Hört sich alles gleich an. Aber es steht nichts konkretes über Schattenwandler."

"Warte mal. Schatten.. Das Gegenteil von Dunkelheit ist Licht. Was ist wenn Licht ein Schwachpunkt ist?", fragte sie ihn.



Das war auf jeden Fall eine logische Erklärung.

"Ich weiß nur nicht wie ich das machen soll. Wenn er hier ist was dann? Vielleicht kann er am Tag nicht raus."

"Lydia, du bist ein Genie! Das ist es, sein Schwachpunkt ist Licht. Überleg doch mal, das Licht im ganzen Haus ist aus gewesen, er wäre bestimmt nicht so weit gekommen, wenn es an gewesen wäre. Er kann sich unsichtbar machen und hätte einfach jeder Zeit kommen können. Das Licht im Keller war nur ein Notlicht. Notlichter haben eine andere Leuchtkraft, als gewöhnliche Lampen, deshalb konnte er zu dir runter gehen."

Stiles stellte sich auf und sah zu ihr.



"Euer Außenlicht scheint ihm nichts auszumachen, denn daran ist er ja ins Haus gekommen. Was, wenn er nur auf grelles Licht, oder extrem helles Licht reagiert?", fragte er sie, "LED Lampen haben eine besonders helle Wirkung."

"Das heißt, ich muss überall so eine Glühbirne im Haus verwenden und er kann mir nichts anhaben. Aber ich kann auch nicht nach draußen, wenn es dunkel ist. Er wird mich bestimmt abfangen oder meine Eltern. Egal wie sehr ich mich vor ihm verstecke, er wird dennoch sein Ziel erreichen."

Angespannt stand sie auf und ging umher.

"Was mach ich jetzt nur?"



So oder so wird er mich finden.

"Dann darfst du nicht mehr raus gehen bis es wieder hell wird oder du nimmst eine LED Taschenlampe mit. Das ist bestimmt die beste Art ihn fernzuhalten."

Stiles war froh, dass die beiden überhaupt so weit gekommen waren, obwohl sie sich nicht auskannten.

"Jetzt kennen wir seine Schwäche und die werden wir uns zu Nutzen machen. Lydia, wenn dir dieser Kerl ein Haar krümmt, dann werde ich ihn persönlich erledigen", meinte er mutig. Er war nicht der Stärkste, dessen war er sich sehr wohl bewusst, doch er war clever und würde schon eine Lösung finden.

"Also darf ich mein ganzes Leben lang nicht mehr rausgehen?", fragte sie ihn und wartete auf keine Antwort.

Sie konnte doch nicht immer mit einer Taschenlampe herumlaufen, außerdem konnte er sie bestimmt von hinten angreifen. Es war richtig nett von Stiles, dass er sich solche Sorgen machte. Sie musste lächeln, weil sie das sehr lieb von ihm fand.



Nicht viele würden sich solche Sorgen um sie machen. Vor allem half Stiles ihr die ganze Zeit aus der patsche und er war immer für sie da.

"Danke für alles. Es tut mir furchtbar Leid, dass ich dich ständig ignoriert habe."

Er gab ihr auch keine Antwort auf ihre Frage, denn er konnte sich denken, wie sie es gemeint hatte. Auf einmal war Lydia wirklich sehr nett, sie lächelte ihn sogar an. Und zusätzlich entschuldigte sie sich noch bei ihm, dass sie ihn immer ignoriert hatte.

"Du hattest eben andere Dinge im Kopf. Wir sollten uns aber jetzt darauf konzentrieren. Ich weiß, es ist nicht die beste Lösung dich nur noch mit einer Taschenlampe aus dem Haus zu lassen, aber solange wir nicht mehr über diesen Schattenwandler wissen und wo wir ihn finden könnten, bleibt das nunmal das Einzige, das wir tun können."

"Ja, du hast recht."

Lydia stand auf und klappte den Laptop zu.

"Ich werde mich auf ihn vorbereiten. Sowohl seelisch als auch körperlich. Er wird mich nicht mehr anfassen und mich nicht mehr dazu zwingen irgend ein Zeug zu essen.", meinte sie voller Selbstvertrauen.

Sie konnte sich noch gut erinnern wie er ihre Wange berührte und ihr sagte, dass er sie nicht töten würde.

Du wirst für mich ein kleines Experiment durchführen. Das hat er gesagt, aber heißt das überhaupt, das er noch kommt? Oder mich nochmal dazu zwingt Sachen zu schlucken?

"Ich muss mir einiges einfallen lassen warum ich überall im Haus das Licht brennen lasse. Meine Eltern werden bestimmt nicht einverstanden sein. Ich muss ihnen das erstmal beibringen das jemand bei uns eingebrochen hat."