Holzhütte

Als sie mit dem einsammeln fertig war, warf sie die Holzstücke auf den Boden. Jetzt musste sie das Holz hacken. Deswegen holte sie die Axt und fing damit an, aber es war gar nicht so einfach. Sie konnte spüren, wie ihre Arme langsam schwerer wurden.

Jetzt kam er nach draußen, die frische Luft tat richtig gut, aber die Sonne wanderte schon immer weiter nach oben und erwärmte die kühle Luft mit ihren warmen Strahlen. Valentina stand bei einer kleinen Holzhütte, die nicht weit weg von dem Haupthaus stand, dort hackte sie Holz und es sah so aus, als würde es ihr sehr schwer fallen.

Nun trat er zu ihr hinzu und stellte die Flasche, die er sich aus der Küche noch mitgenommen hatte, auf den Boden vor der Hütte und stellte sich zu ihr.

"Wenn du möchtest, kann ich dich ablösen. Es sieht so aus, als wäre es keine Arbeit für dich."

"Danke, sehr gern sogar. Ehrlich gesagt spüre ich es jetzt schon in meinen Armen.", gab sie zu und lächelte. Erleichtert überreichte sie ihm die Axt.

Da habe ich mich gerade noch so gerettet, keiner hackt bei uns freiwillig Holz.

"Das ist eben doch eine Männerarbeit.", sagte sie und grinste.

Sei war schon immer der Meinung gewesen, es fehlte ein Mann hier, aber Luke würde nie hier bleiben.

"Dann werde ich das Holz sortieren, das kann ich wenigstens.", meinte sie und hob ein paar auf die sie schon zerschlugen hatte.

"Das dachte ich mir schon", sagte er und nahm die Axt entgegen, für seine Arme war sie gar nicht schwer, aber es hatte ja auch Jahre lang trainiert und war zudem ein Mann. Für Männer war solch eine Arbeit wohl wirklich einfacher.

Valentina bückte sich, hob ein paar Holzscheite auf und fing an sie schön sorgfältig aufzustapeln.

Luke nahm sich ein großes Stück Holz und fing an zu hacken.

"Kommen hier nie Männer vorbei?"

"Sehr selten. Die meisten übernachten nur hier und sind früh am Morgen wieder weg."

Für Luke war es ganz einfach das Holz zu hacken, es wunderte sie auch nicht, so trainiert wie er aussah.

"Ich find es irgendwie toll, das wir uns hier getroffen haben. Ich war der Meinung doch nirgends mehr zu treffen."

Nachdenklich drehte sie sich zu ihm.

"Glaubst du ich sollte mich mit meiner Mutter treffen? Ab und zu vermiss ich sie, aber ich habe echt Angst."

Genauso hatte er es auch vorgehabt, kurz bleiben und dann wieder verschwinden, doch da er nicht für seinen Aufenthalt und die Verpflegung zahlen konnte, arbeitete er es eben ab. Und jetzt hatte er Valentina wieder gefunden, nachdem er sie nicht einmal gesucht hatte.

Während sie redete, machte er mit der Arbeit weiter und hörte zu, was sie sagte. Er war eben nicht der große Redner. Dann bat sie ihn um Rat, ob sie sich mit ihrer Mutter wieder einmal treffen sollte. Was sollte er darauf sagen? So wie es aussah, hatte Valentina sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, ob sie überhaupt noch lebte? Es bestand aber auch die Möglichkeit, dass sie noch am leben war und, dass sie sich womöglich auch geändert hatte.

"Ich denke, dass du das selbst entscheiden musst. Weißt du irgendwas von ihr?", fragte er sie und bezog sich darauf, ob sie mal Kontakt zu ihr hatte oder von jemand anderem Bescheid wusste.

"Nein, eigentlich nicht. Ich habe vor einem Jahr gehört, dass sie mich mal besuchen will, aber das hat sie nicht getan. Naja, wie auch immer, vielleicht hat sie einfach mit dem Typen Schluss gemacht und will mich wieder zurück, wer weiß."

Luke war echt schnell mit dem hacken, darum musste sie sich beeilen alles schön zu stapeln und ihrer Arbeit hinterher zu kommen.

"Ich glaube ich besuch sie, schlimmer kann es nicht mehr werden."

Es fühlt sich richtig komisch an mit ihm zu reden. So vertraut und dann doch so weit entfernt.

"Wer weiß, was in dem letzten Jahr alles passiert ist", kommentierte er und hackte weiter.

Die Sonne brannte richtig runter, es war sehr heiß und das Holz hacken wurde mit der Zeit immer anstrengender. Niemals hätte er gedacht, dass nach dem Unwetter vom vorigen Tag, so ein schöner Tag kommen würde. Luke legte die Axt nieder, griff nach dem Saum seines Shirts, hob es hoch und wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann ließ er es los und nahm die Axt wieder in die Hand.

"Habt ihr hier oben immer so ein gemischtes Wetter?", fragte er sie.

"Ja, wer weiß.", stammelte sie vor sich hin.

Schön wäre es, wenn ich mich mit meiner Mutter wieder vertragen würde.

"In letzter Zeit schon, ich weiß gar nicht mehr was ich anziehen soll.", meinte sie und legte das letzte Holzstück drauf.

"Ich hätte mir echt was zum trinken mitnehmen sollen.", seufzte sie und setzte sich auf den Boden.

"Später geh ich mich abkühlen, dann fühl ich mich wieder frischer."

Sie machte den Eindruck bald zu verdursten, was ihn auch nicht wunderte, denn es war sehr heiß mittlerweile.

"Du kannst von der Flasche trinken, die habe ich mitgenommen", bot er ihr an.

Bevor er sich das Oberteil vollschwitze, beschloss er es auszuziehen, also hob er es nach einer kurzen Pause über seinen Kopf und legte es auf einen Pfosten. Dann hackte er weiter.



Währenddessen sah er immer wieder zu ihr rüber.

Sie ist schon so erwachsen, nicht mehr die kleine liebe Valentina, die ich von früher kenne, aber irgendwie schon. Wir beide sind nicht mehr so wie damals, jedoch wenn ich sie sehe, denke ich, dass wir es schon sind.

Sie lächelte ihn kurz an, weil sie es sehr freundlich von ihm fand. "Danke.", sagte sie, hob die Flasche auf und trank ein bisschen was. Während sie das machte, zog Luke sein Shirt aus, weil er es nicht vollschwitzen wollte, dabei versuchte sie sich nicht zu verschlucken. Schnell stellte sie die Flasche wieder an den Platz wo sie zuvor stand und hob schnell die neuen Holzstücke auf, weil sie sich doof vorkam, wenn sie ihn ständig ansehen musste.

Valentina fragte sich nur wie man so eine gute Figur machen konnte. Darüber das er Single war, war sie verwundert, wer würde ihn nicht haben wollen?

"Toll, wir haben fast die Hälfte geschafft.", freute sie sich darüber.

Gestern wollte sie gar nichts mit ihm zu tun haben und ihm aus den Weg gehen, weil sie nicht so sehr an ihn hängen wollte und heute arbeitete sie mit ihm zusammen. Da sie nicht aufpasste und richtig unkonzentriert war, stolperte sie über einen Ast und fiel zu Boden. Zwar tat es richtig weh, aber sie fand es so lustig, dass sie einen Lachanfall bekam und dabei zu Luke sehen musste.

Während er weiter hackte, meinte sie, dass sie schon fast die Hälfte geschafft hatte, er sah auf und blickte dorthin, wo der Haufen war. Es war schon noch einiges, aber es konnte gut sein, dass es ungefähr die Hälfte war. Nickend widmete er sich wieder der Arbeit. Doch auf einmal konnte er sehen, wie Valentina den Halt verlor und auf den Boden krachte. Sofort ließ er die Axt gehen und wollte direkt zu ihr, um ihr zu helfen. Es hatte schmerzhaft ausgesehen.

Aber so schnell war er nicht, da fing sie bereits an vollen Herzens loszulachen. Da es ein sehr ansteckendes Lachen war, stimmte er diesem ein und ging dann zu ihr und half ihr auf.

"Komm, ich helfe dir!", sagte er etwas lachend, "Hast du dir wehgetan?"

Sie hatte sich wieder beruhigt und sah zu ihm hoch. Dann nahm Valentina seine Hand und zog sich auf. Ihre Beinen waren blutig, aber das fand sie nicht weiter schlimm, auch bei ihren Händen hatte sie ein paar Schürfwunden.

"Naja, es geht.", sagte sie und betrachtete sich selbst. Ihre Sachen waren ganz dreckig. "Bis ich mal heirate, ist alles wieder verheilt.", sagte sie und lächelte.

Dann lies sie seine Hand los, weil es ihr unangenehm war.

"Danke fürs aufhelfen."

Jetzt konnte auch er sehen, dass sie blutete, es sah nicht sehr schlimm aus, trotzdem sollte sie es mal sauber machen. Sie machte einen Witz darüber, dass es bis zu ihrer Hochzeit einmal wieder verheilt wäre und Luke schmunzelte leicht. Als es nicht mehr nötig war, ließ sie seine Hand los und Luke ging zu seiner Wasserflasche. Mit dieser kam er wieder zu ihr und öffnete sie.

"Ich werde kurz die Wunde reinigen. Es könnte etwas unangenehm werden", warnte er sie vor, legte seine Hand an ihr Bein, damit er es etwas knicken konnte und schüttete etwas von dem Wasser darüber. Das tat er dann auch mit dem anderen Bein.

"Willst du eine Pause machen?",fragte er sie.

Luke war so ein Gentleman und holte ein Wasser, damit er die Wunde sauber machen konnte. Es tat doch ganz schön weh, aber das wollte sie sich nicht anmerken lassen. Von anderen brauchte sie kein Mitleid oder dergleichen. Valentina war froh, wenn Luke endlich wieder weg war, denn das hier brachte sie doch durcheinander. Seine Berührungen kamen ihr so vertraut vor.

"Eine Pause wäre nicht schlecht. Bevor mir noch einmal so etwas passiert. Vielleicht vertrage ich heute die Sonne nicht.", meinte sie mit einem leichten lächeln und humpelte zur Bank.

Das alles schien ihr wie in einen Traum zu sein, alles kam ihr so unreal vor. Doch sie wusste es war alles real.

"Willst du keine Pause machen? Das muss doch richtig anstrengend sein oder?"

"Ok setz dich erst einmal hin", meinte er und da saß sie auch schon.

"Ich möchte gerne meine Schulden abarbeiten. Wenn ich eine Pause brauche, dann werde ich eine machen. Es sieht zudem nicht so aus, als würdest du das alles fertig kriegen", sagte er dazu und trank wieder aus der Flasche.

Die anderen Mädels standen alle am Fenster und beobachteten ihn, denn es war eine tolle Abwechslung zu dem alltäglichen Tagesablauf und den Arbeiten. Sie hatten zwar auch öfter Besuch dort von Männern, aber Luke sah besonders toll aus und einige der Mädchen konnten diese Verbindung zwischen Valentina und ihm richtig spüren. Das fanden sie alle so aufregend.

"Um ehrlich zu sein verwirrt mich die ganze Situation. Weißt du was richtig peinlich ist? Jetzt kann ich es ja sagen. Ich war früher richtig in dich verknallt. Wahrscheinlich konntest du es dir schon denken."

Valentina sah auf ihre Wunde. Ihr Bein war schon angeschwollen und es tat noch viel mehr weh als zuvor.

"Ich glaube mein Bein sieht nach einer Verstauchung aus, aber ich kann mich auch täuschen."

Luke sah einfach zu gut aus. Einfach alles passte an ihm, fand sie zumindest.

Natürlich bekam sie mit, dass die anderen sie beobachteten.

Valentina erzählte ihm gerade, dass sie, als sie noch kleiner war in ihn verknallt gewesen war. Luca wusste nicht genau was er darauf sagen sollte, da er nicht wusste, wieso sie ihm das erzählte.

"Du warst eben noch ein Kind, ich denke da verliebt man sich schnell mal. Aber um ehrlich zu sein habe ich mir das nie gedacht, Weil du eben wie eine Schwester für mich warst."

Er war sich nicht sicher, ob Valentina über ihre Beine anfing zu reden, um einfach vom Thema abzulenken. Oder, weil sie große Schmerzen hatte. Auf jedenfall war es ein guter Themenwechsel, denn das andere Thema wäre wohl ein bisschen zu ungut geworden. Doch er wollte nicht, dass sie Schmerzen hatte, also ging er ein paar Schritte zu ihr, kniete sich hin und legte seine Hände an ihr Knie.

"Kannst du es bewegen?", fragte er sie und drückte ein wenig dagegen, um zu testen, ob sie es bewegen konnte und ob es weh tat.

"Ahh, das schmerzt richtig.", meinte sie und verzog ihr Gesicht.

Sie musste sich konzentrieren, ihn nicht ständig anzusehen, weil er doch ohne Shirt da stand und auch noch so extrem freundlich zu ihr war.

"Ganz ehrlich. Ich kann nicht mehr auf meine Fuß stehen, weil es so schmerzt. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, das geht schon. Ich suche mir einfach eine Arbeit die ich im sitzen machen kann. Am besten ist ich rufe die anderen Mädels, die helfen mir bestimmt rein."

Die ganzen Gespräche kamen ihr einfach so angespannt vor und das bedrückte sie noch mehr.

Ihr tat es weh, als er gegen ihr Bein drückte, also lies er es wieder los und zog seine Hände zu sich. Noch immer kniete er vor ihr, doch dann stand er auf und streifte sich grob den Dreck von seinen Beinen. Durch das Schwitzen klebte ein wenig Erde daran und etwas Gras.

"Ich werde dich rein bringen, sonst tut dir dein Fuß noch mehr weh", sagte er einfach und bewegte sich auf sie zu, "Ich hoffe, das tut nicht allzu sehr weh!"

Luke griff mit der einen Hand um ihren Rücken herum und die andere sollte ihre Beine stützen, dann hob er sie behutsam in die Höhe, dabei hielt er sie gut fest. Valentina war überhaupt keine Last für ihn, denn sie war sehr dünn und wog offensichtlich nicht viel. Er dachte sich dabei auch nichts romantisches oder anderes dergleichen, das hätte er für jeden anderen auch getan, er war sehr hilfsbereit. Nachdem er sie aufgehoben hatte ging er in Richtung Haus.

Die Mädels kamen vorher nicht rausgestürmt, denn das wäre ja sehr auffällig gewesen, wenn sie zufällig mitbekommen hätten, was passiert war. Also entschlossen sie sich dazu drinnen zu warten, denn sie konnten sehen, dass er sie trug.

"Wow, er ist echt stark", meinte die eine dann.

"Ich möchte mir auch etwas verstauchen", sagte eine andere dazu.

Mit Valentina in seinen Armen kam er hinein und lies sie sanft auf einem Stuhl nieder, dann nahm er einen weiteren, legte ein Kissen auf die Sitzfläche und hob ihr Bein darauf. Überrascht traten die anderen hinzu und fragten, was denn passiert sei.

"Ein blöder kleiner Unfall, habt ihr etwas zum einbinden? Sie muss unbedingt ihr ganzes Bein schonen!"

Innerlich gefiel es ihr sehr, dass er sie hochhob und sie sogar nach drinnen trug. Es fühlte sich richtig gut an und vor allem fühlte sie sich sehr geborgen bei ihm. Als sie im Haus waren legte er ihren Fuß auf einen Stuhl und legte ein Kissen darunter. Dann waren auch schon die Mädels da.

"Keine Sorge es ist alles okay.", versicherte sie die anderen und lehnte sich zurück.

"Danke, dass du mich rein getragen hast.", bedankte sie sich freundlich und sah ihn an.

Sie fragte sich einfach nur warum er so freundlich war? Valentina kannte keinen Menschen der jemals so freundlich war. Konnte er überhaupt böse werden?

"Ja natürlich! Hier", meinte eine der anderen und hielt ihm etwas hin, mit dem er Valentinas Bein einbinden konnte.

"Das ist sehr gut, du musst ihr Bein einwickeln", sagte er zu ihr und sie wunderte sich, wieso er es nicht selbst tat. Dazu äußerte er sich allerdings nicht weiter.

Sie verband Valentinas Bein und hoffte, dass alles in Ordnung war.

"Passt das so?", fragte sie ihn unsicher.

"Das sieht hervorragend aus. Wie geht es dir?", fragte er nun Valentina.

"Es geht.", sagte sie und konnte schon wieder lächeln.



Sie mochte es nicht, wenn sie im Mittelpunkt stand und vor allem nicht, wenn sich jeder Sorgen um sie machte.

"Das passt wirklich ihr müsst euch keine Sorgen machen, ich komme schon alleine klar. Danke für eure Hilfe.", sagte sie und wartete darauf das die anderen endlichen gingen.

Sie fragte sich nur wie sie ins Bett kommen sollte, denn ihren Fuß konnte sie fast gar nicht bewegen. Es war zwar besser mit dem Verband, aber trotzdem konnte sie ihn nicht wirklich rühren.

Einige Mädels gingen wieder und ein paar standen noch da.

"Wie geht es Penelope überhaupt?", fragte sie die anderen.

Ein paar von den anderen gingen wieder, als Valentina ihnen versicherte, dass es ihr gut ging. Die anderen waren sehr an der Spannung zwischen den beiden interessiert und blieben dort bei ihnen.

"Sie schläft noch. Aber es sieht so aus, als würde es ihr auch schon wieder viel besser gehen", antwortete eine.

Nun kam Joyce her, "Ihr geht jetzt wieder an eure Arbeit, ich weiß, dass ihr nicht fertig seid damit. Los los, worauf wartet ihr?"

Sie hörten sofort und verließen die anderen, um ihrer Arbeit wieder nachzugehen.

"Sie auch", meinte sie und sah Luke an, "Sie haben noch etwas abzuarbeiten."

"Ja, Mam. Ich bin beim Holz", sagte er kurz und knapp und ging, um weiter zu arbeiten.

Joyce drehte sich zu Valentina, nahm einen Stuhl und setzte sich neben sie, "Du kennst diesen Mann?", fragte sie.